Nach einer 14-jährigen on/off Beziehung mit Berlin lebe ich nun mit meiner Großmutter in einem Vorort von Mannheim. Das ach-so-freie Großstadtleben hatte starke Formen der Einschränkung angenommen, die Berge waren zu weit weg, das Grün voll mit Kippenstummeln. Corona nahm dann noch das letzte Kuchenstück vom Teller, bis kein Krümel Inspiration für dieses Berlin mehr übrig war.
Die Decken der Mannheimer Wohnung sind niedrig und holzverkleidet. Draußen ist es still, der erste Schnee fällt und bleibt liegen. Der Rhytmus der Stadt schwingt in mir nach und wird leiser und leiser.
Dieses Identitätsding jedoch wird lauter. Halbe-halbe bin ich, hieß es früher. Bei Oma gabs Abendbrot. Opa brachte mir schwimmen bei im Waldbad. Im Sommer Traktorfahren mit Ismail Amca bei 45 Grad in den Plantagen der Südtürkei. Ich bediente mit den Tanten den Besuch, der um meine Hand anhielt. Meine Eltern schützten mich davor, die sonntaglichen Frühstücksanfragen der türkischen Dorfanwärter schafften es trotzdem bis nach Deutschland.
Irgendwann gaben sie auf. Und das Halbe-halbe wird zum Ganzen...